Zimmer #3: David Coleman & Eliah McCoy

Sobald man die Tür zum Zimmer aufstößt, befindet man sich auf einer kleinen Treppe. Vier Stufen führen hinab in das etwas tiefer gelegene Zimmer.
Die Wände sind mit roten Backsteinziegeln verkleidet und es gibt eine große Fensterfront, die einen malerischen Blick auf den See bietet.
Die Möbel des Zimmers sind sehr modern gehalten. Es gibt zwei Betten aus schwarzem Holz, zwei Kleiderschränke und einen Schuhschrank, der von innen indirekt beleuchtet wird.
Über den Betten gibt es einige Wandregale und das Herzstück des Raumes bilden die beiden aneinander geschobenen Recamieren, die zum Fenster hin ausgerichtet sind. Vor dem Fenster befindet zudem noch ein Flachbildfernseher.

<--- Aula

Das Zimmer entsprach irgendwie genau seinen Vorstellungen. Er hatte ein riesiges Bett, das mit einer silbernen Bettwäsche bezogen war, die zu seinen Drachenschuppen passte. Außerdem gab den wohl größten Schuhschrank, den er jemals zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Leider war er noch nicht besonders gut gefüllt. Wenn sein Zimmergenosse Eliah McCoy, dessen Name genau wie seiner an der Tür stand, nichts dagegen hatte und Schuhe genau so sehr liebte wie er, dann würden sie noch am Wochenende in die Stadt fahren und den Schrank angemessen füllen.
Als er die Inspektion des Zimmers fortsetzen wollte, öffnete sich die Tür mit einem leisen Quietschen. Ganz langsam ging sie immer weiter auf und ein Junge betrat das Zimmer.
Das muss wohl Eliah sein.
Schon am Geruch konnte David erkennen, dass es sich bei seinem Mitbewohner um einen Leprechaun handelte. In seiner Vergangenheit hatte er nie viel mit diesen Wesen zu tun gehabt, aber das würde sich jetzt wohl ändern. Er beschloss noch heute Abend in der Bibliothek ein wenig über die Leprechaune nachzulesen.
In der Zwischenzeit hatte Eliah das Zimmer ganz betreten.
David war wirklich gespannt, was dieser zu ihrem Zimmer sagen würde. Vor allem was den Schuhschrank betraf.

-Zimmer #3-

<--- Aula

Endlich hatte er sein Zimmer gefunden. Da er zuvor aber bereits in zwei anderen gewesen war, von denen er ebenfalls gedacht hatte, es wäre seins, machte er sich nun etwas zögerlicher daran, die Tür zu öffnen. Da ihm aber nach einigen Zentimetern immer noch kein Kissen an den Kopf geworfen worden war, dachte er nun, dass es wohl sicher war, herein zu kommen. Auch das Messingschild an der Tür war ein mehr als dezenter Hinweis, dass er nun richtig war.
Als er den hellen Raum mit der hohen Decke betreten hatte, fiel ihm als erstes der hochgewachsene junge Mann auf, der in der Mitte des Raumes stand und ihn interessiert ansah. Er hatte silberne kurze Haare und aufgeschlossene, freundlich dreinblickende Augen.
"Ähh, hi... Ich bin Eliah McCoy. Bist du David?"

-Zimmer# 3-

"Ja, sieht ganz so aus. Zumindest steht mein Name an der Tür..."
Eliah schaute ihn immer noch mit großen Augen an.
Nun nahm sich David die Zeit den anderen jungen Mann zu mustern.
Das erste, was ihm auffiel waren die grünen Haare.
Zum Glück fallen da meine silbernen Haare fast gar nicht auf. Jetzt kenne ich wenigstens einen an dieser Schule, der auch eine ganz untypische Haarfarbe hat.
David war wirklich sehr erleichtert, denn in der Vergangenheit hatte er seine Haare immer braun färben müssen, da sie sonst zu auffällig gewesen wären.
Das zweite, das ihm auffiel, dass sie genau gleich groß waren.
Was für ein Zufall.
Sein neuer Mitbewohner schien wirklich zu ihm zu passen.
Zum Glück ist er keine Hexe!
David konnte sich jetzt vorstellen, dass der Aufenthalt an der Memoria Academy nicht nur seine Fähigkeiten verbessern, sondern dass er hier auch echte Freunde finden würde.

"Oh, du glaubst ja gar nicht wie froh ich bin das zu hören!", stieß Eliah hervor. "Ich hab mich schon wieder total verlaufen, und bin in mindestens drei Zimmer hineingeplatzt, von denen ich dachte, es könnte meines sein! Dann erst sind mir die Schilder aufgefallen!"
Eliah schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. "Wie kann man bloß so blöd sein?" Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: " Bitte beantworte diese Frage nicht."
Erst jetzt fing er an, seinen Mitbewohner näher zu betrachten. Er war ähnlich groß, wie er selbst und trug modische, aber zugleich lässige Kleidung. Sein Gesicht verriet einen sympatischen Charakter und er hatte ein freundliches Lächeln auf den Lippen.
Auch das Zimmer nahm er jetzt erst richtig wahr. Was ihm als erstes auffiel waren die beiden riesigen Betten neben dem großen Fenster. Außerdem war da ein Schuhschrank, dessen Ausmaß seines Gleichen suchte.
Wow, es ist, als wüssten sie bereits von meiner größten Schwäche! (Wer auch immer "sie" sein sollte, aber das sagt man nun mal so)
Wennn er auch auf Schuhe steht, dann könnte es gut sein, dass wir uns verstehen!

David musste wirklich an sich halten, um nicht loszulachen, als er den erleichterten Gesichtsausdruck seines Gegenübers wahrnahm.
Ich hoffe, dass an der Schule auch ein Fach unterrichtet wird, in dem Eliah lernen kann sich zu orientieren. Ansonsten wird er wahrscheinlich immer zu spät kommen...
Als er dann sah, dass Eliahs Augen durch das Zimmer wanderten, um dann am Kleiderschrank hängen zu bleiben, konnte David sich nicht mehr zurückhalten.
"Liebst du Schuhe genau so wie ich? Ich meine... ich will jetzt nicht schwul rüberkommen... aber ich stehe einfach auf Schuhe. Liegt vielleicht daran, dass ich jahrelang keine hatte..."
Jetzt war David ein wenig verlegen. Er wollte nicht, dass er erste "Mensch", den er auf der neuen Schlue kennenlernte ihn für schwul hielt. Das war er nämlich nicht!

-Zimmer# 3-

"Oh, ich weis genau, was du meinst! Ich habe so etwas, wie einen vererbten Schuhtick! Ich habe bestimmt 50 Paar... Es gibt allerdings so viele Leute, vor allem Jungs, die das falsch deuten!", sagte Eliah mit einem erneuten Gefühl der Erleichterung. Er schien es hier wirklich gut getroffen zu haben.
Wieder sah er sich im Zimmer um und ihm fiel auf, dass er seine Taschen immer noch in den Händen hielt.
"Welche Seite des Zimmers willst du?"

-Zimmer# 3-

"Ich würde dann das Bett auf der rechten Seite nehmen. Es ist in der Farbe meiner Schuppen bezogen, deshalb vermute ich, dass es wohl meines sein muss."
Langsam lies er sich nun auf das besagte Bett sinken und fuhr mit der Hand über die raue, rote Backsteinmauer.
Er liebte das Zimmer schon jetzt. Auch wenn es sich hier immer noch um ein Zimmer in einer Schule handelte.
"Kennst du eigentlich schon jemanden, der auch auf diese Schule gegangen ist?", fragte David, dem gerade bewusst geworden war, dass er außer Eliah noch keine neue Bekanntschaft geschlossen hatte.

-Zimmer# 3-

"Naja, ich kenne schon eines von den Mädchen, Vivienne Hepburn. Wir haben uns durch Zufall kennen gelernt... Sie ist ein Mensch, aber irgendetwas an ihr ist anders..."
Mit einem Lächeln dachte er an ihre erste Begegnung in diesem Fahrstuhl zurück. Obwohl sie sich erst seit sehr kurzer Zeit kannten, war sie ihm doch bereits sehr wichtig.
"Das rechte Bett hast du gesagt?", fragte Eliah nochmals, nur um sicher zu gehen.
Er sah sich wieder im Zimmer um. Es war komplett eingerichtet mis stilvollen Möbeln, die genau seinem Geschmack entsprachen. Er ging zu dem großen Fenster, das sich beinahe über die gesamte Wand erstreckte und sah hinaus auf die wunderschöne Landschaft und den See, die sich hinter dem Schulgebäude befanden.

-Zimmer# 3-

-Zimmer# 3-

Er drehte sich wieder zu seinem Mitbewohner um, und dabei kam ihm eine Idee, wie er einen Vorwand hatte, Vivienne noch am selben Tag wieder zu sehen.
"Wieso besuchen wir sie nicht in ihrem Zimmer? Wir könnten sie fragen, ob sie lust hätte etwas zu unternehmen.", schlug Eliah vor.

-Zimmer# 3-

"Ja, das können wir machen. Unsere Sachen haben wir ja sowieso schon verstaut. Dann sind wir hier nicht so eigesperrt."
David freute sich schon darauf andere Memorianten kennen zu lernen.
Vielleicht ist sie ja auch noch ganz hübsch...

---> Flügel der Mädchen Zimmer #9 (mit Eliah McCoy)

<---- Zimmer #9

Sie hatten das Zimmer auf Anhieb wiedergefunden. Vielleicht lag es ja daran, dass er die Führung übernommen hatte...
Eliah sah ihn schon wieder skeptisch an.
"Eliah, du und Vivienne ... seid ihr eigentlich zusammen? Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass du eifersüchtig auf jeden bist, der mir ihr redet. Um das mal klarzustellen...
Ich will garantiert nichts von ihr. Sie ist gar nicht mein Typ. Ich wollte sie nur aufmuntern, nachdem es ihr wegen Edeltraut so schlecht ging."
David packte seine Badesachen und zog sich um.

<---Zimmer# 9

Eigentlich hätte er diese Frage bereits erwarten sollen, so, wie er sich verhalten hatte, und doch traf sie Eliah eher unvorbereitet.
"Also ääh, so würde ich das nicht sagen... ääh.. höö.. ähhmmm.."
Oh Gott, was stottere ich da so blöd rum? David muss mich für den totalen Vollpfosten halten!
Eliah räusperte sich geräuschvoll, um einen etwas männlicheren Tonfall anzuschlagen. "Ähh, ist schon klar. Das wusste ich natürlich, ich bin ja nicht dämlich, oder so... Und ich und sie... wir sind nicht zusammen. Nur damit du das weist."
Ok, jetzt ist es offiziell, ich bin der dümmste Kerl in der ganzen Schule.
Nachdem er diesen mitleiderregenden Monolog beendet hatte, drehte sich Elaih um, und zog seine Badehose an.
Als er sich wieder zu David drehte war dieser schon in voller Bademontur. "Also von mir aus können wir jetzt gehen.", sagte er zu David. Zusammen gingen sie zur Tür hinaus und machten sich auf den Weg zum See.

--->Am Seeufer

<--- Im Schatten einer Linde

Nach der ganzen Aufregung war David ziemlich müde. Eigentlich wollte er sich nur noch in sein Bett werfen, aber irgendwie fühlte er sich noch nicht ganz ausgelastet. Auch Eliah sah müde aus. Der Tag war schließlich für alle sehr lang gewesen. Die Anreise, die Ansprache in der Aula, der Nachmittag am See, die Rettung von Viviennes Zimmergenossin, das alles war etwas zu viel gewesen.
Doch David fühlte sich immer noch unruhig.
"Eliah, ich werde noch ein wenig in die Trainingshalle gehen."
Er musste wieder einmal seine Fähigkeiten im Fechten trainieren, schließlich dauerte es meist nicht lange, bis ein Krieg zwischen den verschiedenen Wesen dieser Welt ausbrach.
Deshalb kramte er seinen Degen aus seinem Gepäck und machte sich auf den Weg in die Trainingshalle.

---> Trainingshalle

---> Im Schatten einer Linde

"Ok, wie du meinst" Eliah konnte nicht verstehen, wie David jetzt auch nur daran denken konnte Sport zu machen. Er selbst war zwar alles andere als unsportlich, doch nach einem solchen Tag war er mehr als erschöpft. Bäuchlings ließ er sich schwungvoll auf sein Bett fallen. Er war zu müde um noch einmal aufzustehen und sich auszuziehen. Langsam drehte er seinen Kopf zur Seite und schaute auf das leere Bett ihm gegenüber. Irgendwie war er froh, allein zu sein. In Gesellschaft war er meist eine der Personen, die das Gespräch am Laufen hielten und die anderen unterhielt, doch er war nun erleichtert, auch mal einfach seinen Gedanken nachhängen zu können. Er spürte wie die Müdigkeit seine Lider immer schwerer werden ließ und konnte kurz darauf schon die Augen nicht mehr offen halten.

-Zimmer# 3-

TAG 1 BEENDET.

-Zimmer# 3-

Eliah spürte wie sanfte Lichtstrahlen eine Hälfte seines Gesichts wärmten. Langsam schlug er die Augen auf, nur um sie im nächsten Moment wieder zu zu kneifen. Ahh, so hell... Schlaftrunken wälzte er sich auf den Rücken. Er fühlte sich so steif, als hätte er sich die ganze Nacht nicht ein einziges Mal bewegt. Langsam bewegte er seinen Kopf hin und her. Sein Nacken schmerzte. Er wandte sich wie in Zeitlupe zur anderen Zimmerhälfte um. Auf dem anderen Bett gegenüber lag ein etwas zerknitterter David, der offenkundig etwas später ins Bett gegangen war als er selbst. Eliah stand vom Bett auf und musste zu seinem Erstaunen feststellen, dass er immer noch die selben Klamotten trug, wie am Tag zuvor. Er musste dringend duschen. Doch zuvor warf er einen kurzen Blick auf die Neonzeiger seines Weckers. "Hey, wach auf, wir sind spät dran!"

Er schlief tief und fest. Irgendetwas versuchte seinen Schlaf zu durchdringen.
"Hey, wach auf, wir sind spät dran!"
David öffnete kurz die Augen und schloss sie sofort wieder ohne wirklich etwas gesehen zu haben. Er drehte sich auf die andere Seite und versuchte wieder einzuschlafen.
"Nein. Nur noch ein paar Minuten." Aber die Stimme hörte nicht auf.
David öffnete nun endgültig die Augen, als er realisierte, dass er nicht zuhause war, sondern an der Memoria Academy und die Stimme zu Eliah gehörte.
Er richtete sich auf und bemerkte, dass seine Wange pulsierte. Er musste auf der Seite geschlafen haben, die gestern beim Fechten verletzt worden war. Sie musste feuerrot sein, obwohl sie im Laufe des Tages bestimmt ganz verblassen würde.
"Morgen. Gestern ist es etwas später geworden..."

-Zimmer# 3-

"Das hab ich mir schon gedacht... Mann, was hast du denn gestern noch gemacht, dein Gesicht sieht ein bisschen beschädigt aus." Eliah grinste ihn an, die Verletzung war offenkundig nicht so schlimm, dass man keine Witze mehr darüber machen konnte. Er sah sich um und bemerkte Davids Tasche neben dessen Bett. "Ich dachte Übungspuppen schlagen normalerweise nicht so stark zu."

"Naja, das war auch keine Trainingspuppe... Ich wollte gestern ja noch in der Trainingshalle ein wenig üben. Aber ich war nicht allein." Eliah blickte ihn erwartungsvoll an.
"Da war auch noch ein Mädchen, ihr Name ist Catherine, sie hat auch trainiert und da wir nicht beide wie blöde auf die Puppen einschlagen wollten, haben wir gegeneinander gekämpft. Ohne Schutz. Sie war wirklich gut, obwohl mich das ziemlich verwundert, da sie bestimmt erst 17 ist und sich noch nie verwandelt hat.
Auf jeden Fall hat sie mich überrascht und dann an der Wange getroffen. Die Wunde wird im Laufe des Tages verheilen, sie sieht nur jetzt ziemlich schlimm aus."

-Zimmer# 3-

"Oh, gut zu wissen." Eliah sah sich die Wunde genauer an. Es war wirklich nicht mehr viel davon zu sehen. Kaum zu glauben, dass sie ihm erst gestern zugefügt worden war. Ziemlich praktisch.
"Hey, ich denke wir sind ein bisschen spät dran. Vielleicht sollte ich mich das nächste Mal daran erinnern, dass Wecker nicht nur zur Zierde da sind. Wie auch immer, ich muss dringend duschen. Gestern bin ich nicht mehr dazu gekommen, ich bin einfach ins Bett gefallen. Ich schätze ich geh dann mal, du kannst ja schon mal in die Mensa vorgehen. Hältst du mir dann einen Platz frei?"

"Klar, mach ich", antwortete David, der bereits in seine frischen Sachen gehüpft war und die Hand an die Türklinke gelegt hatte.
"Beeil dich aber lieber, ich hab wahnsinnigen Hunger und ich weiß nicht, ob ich dir etwas übrig lasse."
Sein Mitbewohner lachte nur und David verließ das Zimmer.

---> Mensa

<--- See

Langsam öffnete er die Tür zu seinem und Eliahs Zimmer. Es war dunkel und still. Anscheinend war der Unterricht noch nicht ganz beendet. Er hatte also noch ein wenig Zeit.
Noch langsamer als er die Tür geöffnet hatte, betrat er das Zimmer und ging in Richtung seines Betts. Er kniete sich nieder und zog seine Reisetasche unter dem Bett hervor. Sie war fast leer. Fast.
Nur eine einzige Sache befand sich noch in ihrem Inneren.
Das Kästchen.
David streckte seine Hand aus, um es herauszunehmen. Sie zitterte.
Als seine Finger das alte verwitterte Holz berührten, lief ein Schauer über seinen Rücken. Er hatte es immer noch nicht überwunden. Seine Narbe brannte, wie an dem Tag, als ihm die Wunde zugefügt worden war. Es war einer der schrecklichsten Tage seines Lebens gewesen.
David hielt das Kästchen nun in seiner Hand. Es war alt. Fast eintausendfünfhundert Jahre. Immer wieder hatte er es restaurieren lassen, denn er hoffte, dass er es so für immer behalten konnte.
Er ließ die Tasche wieder unter das Bett gleiten und setzte sich mit dem Kästchen auf sein Bett.
Er wusste nicht, wo er es später verstauen sollte und hoffte nur, dass er einen sicheren Ort dafür finden würde, denn Drachen bewachten ihre Schätze. Und dieses Kästchen war Davids wertvollster Schatz. Er wusste nicht, was mit ihm geschehen würde, wenn er es verlor.
Zitternd öffnete er das antike Schloss. Kurz betrachtete er den Inhalt des Kästchens. Drei Drachenschuppen lagen darin. Eine silberne, eine eisblaue und eine meerblaue. Die letzten Erinnerungsstücke an diejenigen, die ihm immer am wichtigsten gewesen waren. Sie waren für immer von ihm gegangen. Vor langer Zeit. Zu früh.
David nahm keine der Schuppen heraus. Er konnte es nicht. Er hatte es noch nie gekonnt. Seit eintausendfünfhundert Jahren nicht.
Was er jedoch heraus nahm war die Haarsträhne, die sich ebenfalls im Kästchen befand. Das Haar war golden und noch immer weich. Nur seinen Duft hatte es verloren. Zärtlich strich er mit seinem Daumen darüber. Sie war wunderschön gewesen. Doch Schönheit hatte einen hohen Preis.
Zu hoch.
Vorsichtig legte er das Haar zurück und nahm ein Medaillon heraus.
Es war aus Silber, deshalb verbrannte es seine Hand, aber David spürte es nicht. Er betrachtete die Gravierung. Eine Frau, die vor Rosenranken bedeckt war.
Rosen sind schön, aber sie haben einen Stachel.
David hatte den Stachel vor langer Zeit zu spüren bekommen und noch immer bohrte er sich in sein Herz. Dieser Schmerz würde wohl nie vergehen. Niemals. Auch nicht, wenn er noch weitere zweitausend Jahre leben würde. Langsam drückte er das Medaillon auf seine Lippen, wo es ebenso langsam seine Haut verbrannte.
Eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg über seine Wange.
Es war das erste Mal seit es passiert war, dass er eine Träne vergossen hatte.

<--- Lehrsaal für Geschichte

Die Gänge zum Wohnheim waren noch leer. Kaum ein Schüler kam Eliah auf seinem Weg zu Zimmer # 3 entgegen. Dies war auch verständlich, schließlich war er aus dem Klassenzimmer hinausgerannt, sobald der Gong ertönt war. Und er konnte schnell laufen, wenn es nötig war.
Als er vor der Zimmertür stand, hielt er kurz inne, die rechte Hand bereits über der Türklinke. Es war nicht einmal gesagt, dass sich David wirklich im Zimmer befand, doch es war immerhin möglich.
Eliah überlegte. Sollte er einfach so reinkommen? Er hatte keine Ahnung, was mit David losgewesen war, also wusste er auch nicht, wie er sich am besten verhalten sollte. Er richtete sich auf.
Was soll's?
Er klopfte zweimal an die Tür.