Spiele- & Freizeitraum

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<--- Der Unterricht ist aus und Percy geht mit Vivienne in den Aufenthaltsraum

Percy und Vivienne betraten gemeinsam das Wohnheim. Die letzte Unterrichtsstunde, Überleben, war schnell vergangen, was zum Teil auch daran gelegen hatte, dass Percy wie viele andere Schüler auch, etwas abgelenkt gewesen war. Die merkwürdige Geschichtestunde hatte ihnen Stoff zum Nachdenken geboten.
Vivienne war seit Geschichte sehr still gewesen. Percy hatte zwar versucht, sie etwas aufzumuntern, doch nach einiger Zeit ging ihm der Gesprächsstoff aus. Vivienne hatte sich auf ziemlich einsilbige Antworten beschränkt, und da sie sich erst seit heute Morgen kannten, fiel ihm bald nichts mehr ein, über das er hätte sprechen können. Vivienne schien mit ihren Gedanken woanders zu sein.
Der Zwischenfall im Unterricht hatte ihm ebenfalls zu denken gegeben. Weshalb hatte der Junge sich plötzlich so aufgeregt? War der Grund für seinen Ausbruch etwas, das im Unterricht geschehen war oder hatte er wirklich einfach nur einen Migräneanfall gehabt?
Percy schüttelte den Kopf. Ein komischer Start.
Als er eine Tür mit der Aufschrift "Spiele- und Freizeitraum" sah, kam ihm eine Idee.
"Hey, wollen wir uns den mal ansehen?", fragte er Vivienne, die immer noch neben ihm herging. Vielleicht lies sich dort irgendeine Ablenkung finden, mit der er sie aufheitern konnte.
"Ok.", antwortete Vivienne schlicht und lächelte ihn ein wenig an.

Percy bemühte sich wirklich rührend, sie aufzumuntern, doch Vivienne konnte sich einfach nicht dazu überwinden, auf seine Versuche, ein Gespräch zu beginnen, einzugehen. Es tat ihr wirklich leid ihn so auflaufen zu lassen, aber Davids komischer Ausbruch und Eliahs Verschwinden bereiteten ihr Kopfzerbrechen.
Sie und Percy waren gemeinsam in den Freizeitraum gegangen, doch nun, da sie drinnen waren, saßen sie doch nur nebeneinander auf der Couch und schwiegen sich gegenseitig an.
Vorsichtig schielte Vivienne zu Percy hinüber. Ob er wohl sauer war? Er sah nicht so aus, doch sie konnte sich dessen nicht sicher sein, da sie ihn erst seit heute Morgen kannte. Vivienne wollte gerade etwas sagen, um sich für ihr unhöfliches Schweigen zu entschuldigen, als sie das Geräusch einer sich öffnenden Tür hinter ihnen vernahm. Sie reckte den Hals, um über die Lehne der Couch zur Tür sehen zu können. Es war Eliah, der einen ziemlich erschöpften Eindruck machte.
"Hey.", begrüßte er sie.
"Hey!", echote Vivienne und ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
Schlurfend näherte sich Eliah der Sitzgruppe und lies sich ächzend auf das Sofa ihnen gegenüber plumpsen. Vivienne beschloss, dass ihre Fragen warten konnten und ihn fürs Erste in Ruhe zu lassen. Wäre etwas wirklich schlimmes vorgefallen, hätte er gleich davon erzählt, und das musste ihr erst einmal als Beruhigung genügen.

<-- Mensa <-- Unterricht


Puh, endlich ist dieser lästige erste Schultag vorüber. Natürlich, sie hatte sich sehr auf diese Schule gefreut, aber alle waren noch so angespannt und manche verhielten sich auch ziemlich merkwürdig. Ein Junge in Geschichte hatte wohl irgendeinen Anfall gehabt und war anschließend wohl zur Schulschwester verschwunden. Naja, Normalität hatte man an dieser Schule ja auch nicht erwarten können, oder? Aber die erste Verspanntheit würde sich im Laufe der Zeit zu Lockerheit wandeln und dann wurden die Schulstunden wohl auch angenehmer und aufregender.
Doch jetzt war sie mit Melrose in einen der Aufenthaltsräume der Memoria verschwunden, einen sogennanten Freizeitraum. In der Hoffnung dort auf andere Studenten zu treffen und sich etwas ungezwungener unterhalten zu können. Schließlich waren sie hier beinahe alle Fremde und wohl jeder suchte erste Bekanntschaften.
Als die beiden die relativ schwere Tür aufdrückten, bemerkten sie zuerst die gähnende Leere des Zimmers. Zumindest den Mangel an Menschen, denn bis jetzt befanden sich nur drei andere Memorianten dort. Sie saßen beisammen auf einer gemütlich angelegten Sofagruppe und wirkten auch noch etwas gelangweilt. Na das ändern wir jetzt mal!
Ava zog Mel mit sich und stellte sich zu den drei noch Unbekannten.
"Hey, dürfen wir uns zu euch setzen? Mein Name ist Lendava und das hier ist Melrose." Sie zog ihre neugewonnene Freundin kumpelhaft an sich und zeigte ihr schönstes Lächeln. Sie wollte die anderen ja auch nicht einfach überfallen und nerven, falls sie unter sich bleiben wollten.

Zwei junge Mädchen hatten den Freizeitraum betreten und waren auf sie zugekommen.
"Hey, dürfen wir uns zu euch setzen? Mein Name ist Lendava und das hier ist Melrose.", stellte eines der Mädchen sich und ihre Freundin vor.
Percy erhob sich in einer einzigen, schnellen Bewegung. Es war ein Reflex, gespeißt aus unzähligen Jahren höfischen Benimmunterrichts. Gerade noch konnte er dem Drang wiederstehen, eine Verbeugung anzudeuten. Was konnte er dafür? Es war für ihn nun einmal die gewohnte Handlungsweise, wenn eine Dame den Raum betrat. Doch was war in dieser Situation angemessen?
Percy konnte die verwunderten Blicke der anderen spüren, und als auch Eliah keine Anstalten machte, sich vor den Mädchen zu verbeugen, entschied sich Percy für eine etwas weniger ausgefallene Begrüßung.
Er lächelte den beiden Mädchen zu. "Aber natürlich, setzt euch bitte. Ich bin Percy."
Dabei streckte er ihnen die rechte Hand hin.

Der Junge, der sich als Percy vorgestellt hatte und die beiden gebeten hatte, sich zu setzen, hielt ihr nun die Hand hin. Einen beinahe unmerklichen Moment zögerte sie, sie zu ergreifen, denn sein Verhalten hatte sie etwas überrascht. Er verhielt sich wie die Berater ihres Vaters, so höfisch-höflich, dabei war er doch nur ein Teenager. Naja, was solls, ich sollte nicht so paranoid sein, dass mein Dad noch so schnell irgendeinen Aufpasser vorbeischicken konnte...
Als Percy auch Mel die Hand hinstreckte, stockte sie kurz und nickte ihm dann nur freundlich zu. Um wohl nicht unhöflich zu wirken, fügte sie noch hinzu: "Sorry, ist wegen meinen Fähigkeiten... Es ist kein so guter Tag für Körperkontakt mit mir." Sie lächelte verlegen.
Hmm.. Ob Mel wohl ihre Fähigkeiten über ihre Hände steuerte? So wie ihr Blick ohne die magisch gefertigten Linsen tödlich war? Sie würde sie später darauf ansprechen.
Da das Sofa sehr lang war, ließ sie sich auf den noch freien Platz neben Percy plumpsen, da er bis jetzt der aufgeschlossenste gewesen war. Mit einem Klopfen auf das Kissen neben ihr, forderte sie Melrose auf, sich nun auch neben sie zu setzen.

Nachdem Percy sich den beiden Neuankömmlingen ziemlich formell vorgestellt hatte, lehnte sich auch Vivienne vor, um einen besseren Blick auf die Mädchen zu haben, die sich nun auf der Couch niedergelassen hatten.
Die beiden waren sehr hübsch und wirkten auch sehr nett, doch eines der Mädchen, hatte Percys Hand nicht schütteln wollen - oder besser können. Was wohl ihre Fähigkeit war? Vivienne wusste nicht so recht, ob es unhöflich war gleich so eine Frage zu stellen und so beschloss sie, sich die Nachforschungen für später aufzuheben.
Sie hob leicht die Hand und lächelte ihnen zu. Jetzt, da sie sicher sein konnte, dass mit den anderen alles in Ordnung war, konnte sie sich wieder unbeschwert unterhalten.
"Mein Name ist Vivienne. Schön euch kennenzulernen!"

Mel hoffte, die anderen würden sie jetzt nicht für allzu komisch halten. Oder gar meiden. Obwohl das vielleicht gar nicht verkehrt wäre... Aber auf der anderen Seite hatte sie auch nicht unhöflich oder unfreundlich wirken wollen.
"Hey, Vivienne. Mich freut es auch! Ich kenne noch kaum jemanden außer Ava und naja... " Die Geschichte mit Aiden würde sie jetzt erstmal nicht zur Sprache bringen. "Da ich ja auch mit niemanden das Zimmer teile.", endete sie ihren Satz. Das war schließlich auch wahr. Bei einem Mitbewohner war das Eis ja praktisch schon gebrochen. Perfekte Vorraussetzungen für eine Freundschaft - aber diese Chance war ihr ja leider verwehrt geblieben.

"Naja, das Problem ist ja jetzt gelößt!", witztelte Vivienne und lächelte das Mädchen, das sich als Mel vorgestellt hatte an. Ihr fiel auf, dass sich Eliah gar nicht vorgestellt hatte. Eigentlich war es nicht seine Art, so unhöflich zu sein - wenn man mal von seinem Verhalten heute Morgen Percy gegenüber absah. Doch als sie zur Couch gegenüber sah, musste sie feststellen, dass Eliah tief und fest schlief.
Vivienne lachte laut auf und sagte dann zu den anderen gewandt: "Die Schlafmütze da drüben heißt übrigens Eliah. Normalerweise ist er nicht so still!"
Obwohl sie ziemlich laut seinen Namen gesagt hatte, war er nicht davon wach geworden, sondern hatte sich nur auf die Seite gewältzt und hatte weiter geschlafen.
Grinsend wandte sie sich wieder den Mädchen zu. "Und, wie fandet ihr den ersten Tag?"

Vivienne wirkte sehr sympathisch und witzig. Genau so, wie sie die Menschen gerne mochte, aufgeschlossen, vielleicht etwas keck... sie schien wirklich nett zu sein. Melrose fragte sich, ob Vivienne ein ebenso dunkles Geheimnis wie sie verbarg. Auch sie war eigentlich ein wirklich lustiges und offenes Mädchen, doch trotzdem war sie für andere gefährlich. Schließlich war nicht bei allen an der Memoria sofort ersichtlich, welche besonderen Fähigkeiten sie hatten und sie konnte sich vorstellen, dass es mehr mit tödlichen Begabungen als harmlosen Fertigkeiten gab. Deshalb waren sie ja nun alle hier.
Endlich wusste sie auch wie der dritte im Bunde hieß, Eliah. Er schlief und hatte sich nun mit dem Rücken zu ihnen gewandt, so dass man seinen grünen Haarschopf noch besser sehen konnte. Ob das seine natürliche Haarfarbe ist? Mel schmunzelte gedankenverloren.

Da ihre Freundin wohl gerade in Gedanken versunken war, schließlich machte sie keine Anstalten zu antworten, ergriff Ava wieder das Wort und beantwortete Viviennes Frage.
"Er war ja recht kurz und der Unterricht noch nicht so ernst... Ich denke, die Lehrer hier sind nett, aber es gibt auch ein paar verrückte Vögel.", lachte sie. "Ich freue mich jetzt auf die anderen und vielleicht probiere ich schon eines der Freizeitangebote aus... aber was ich von der Schule halte kann ich wohl erst morgen sagen. Schließlich erkennt man alles immer erst richtig auf den zweiten Blick." Lendava zwinkerte in die Runde.

Percy hörte den Mädchen aufmerksam zu. Beide waren sehr hübsch, die eine hatte langes, blodes Haar und die andere hatte braune Locken. Beide wirkten aufgeschlossen und freundlich. Das ihm Mel nicht die Hand gegeben hatte, störte ihn nicht im geringsten. Angesichts des Ortes, an dem er sich befand, war es nicht ungewöhnlich, dass jemand mal die eine oder andere Eigenheit aufwies.
Er betrachtete die beiden weiter und als Lendava, das Mädchen mit den braunen Haaren, zwinkerte, fielen ihm ihre Augen auf. Sie waren braun, doch wenn man genauer hinsah, konnte man erkennen, dass irgendetwas an ihnen anders war. Percy kam einfach nicht dahinter, was so anders an ihnen war.
Ganz in Gedanken versunken bemerkte er gar nicht, dass er das Mädchen nun schon ziemlich lange anstarrte.

Das Geräusch einer aufgehenden Tür riss Percy aus seinen Gedanken. Er wandte den Kopf um einen Blick auf die Neuankömmlinge zu werfen. Es handelte sich um einen Jungen und ein Mädchen, die er bereits vom Frühstück und aus Geschichte kannte- David und Catherine.
David sah ziemlich schlimm aus, sein Gesicht schien irgendwie verbrannt und glänzte ein wenig von einer Salbe, die er wohl aufgetragen hatte.
Percy hob nur die Hand zum Gruß, wie er es bei den anderen zuvor gesehen hatte - er wollte nicht schon wieder durch zu höfliches Benehmen auffallen - und wandte sich wieder um. Er würde David nicht nach seinen Verletztungen fragen, schließlich ging es ihn nichts an. Außerdem war es peinlich genug mit einem halb gegrillten Gesicht herumzulaufen, da musste man ihm nicht auch noch womöglich unangenehme Fragen stellen.

<-- Davids Zimmer


In dem Freizeitraum konnten sie viele bekannte Gesichter ausmachen, die sie noch vom großen Tisch der Mensa kannten, so wie Eliah, Percy oder Vivienne. Dazwischen saßen aber noch zwei Mädchen, die sich ihnen als Mel und Lendava vorstellten. Sie wirkten ganz nett, aber etwas störte es Catherine schon, dass alle David so blöd anstarrten. Wenn das so weiterging, würde er sich hier auch nicht wohler als mit ihr allein in seinem Zimmer fühlen. Also zog sie ihn mit sich, auf zwei frei verbliebene, gemütlich aussehende Sessel, so dass er zumindest nicht mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand. Sie stellte sich den beiden vorher Unbekannten noch als Cathy vor und verfiel dann in Smalltalk, um sie auf ein anderes Thema zu führen.
Dazwischen warf sie David den ein oder anderen Blick und ein Lächeln zu, um sich zu vergewissern, dass mit ihm alles in Ordnung war.

Glücklicherweise waren im Aufenthaltsraum einige andere Schüler und er und Catherine konnten der seltsamen Stimmung entfliehen, die sich irgendwie im Zimmer aufgebaut hatte, seitdem sich Eliah so heimlich hinausgeschlichen hatte. Leider war die Stimmung im Aufenthaltsraum auch nicht gerade besser. Er bemerkte, wie ihn alle aus den Augenwinkeln heraus anstarrten.
Wenigstens starren sie mich nicht direkt an.
Er wusste, dass er im Moment keinen besonders guten Eindruck machte, aber er konnte nichts dafür, dass Werwesen empfindlich auf Silber reagierten.
Um den Blicken zu entfliehen, sah er sich im Raum um und bemerkte auf einer Couch Eliah, der mit dem Rücken zu ihm tief und fest schlief.
Er musste lächeln. Anscheinend hatte er seinem neuen Mitbewohner in den ersten Tagen zu viel zugemutet.
David vermutete allerdings, dass es auch in nächster Zeit nicht viel entspannter werden würde.

"Hey!", begrüßte Vivienne die beiden Neuankömmlinge und lächelte sie an. David und Catherine waren nun zu ihnen gestoßen, und die ganze Situation war einfach nur herrlich krampfig. Sie betrachtete den schlafenden Eliah und dachte nur, wie froh er sein konnte, das alles zu verschlafen. Ihr Blick wanderte zu Percy und sie betrachtete kurz sein Profil. Bis jetzt hatte sie zwar nicht daran gedacht, doch beim Frühstück war etwas merkwürdiges passiert. Einer der neuen Lehrer war zu ihnen gekommen, als sie mit Gwendolyn zusammengestoßen waren. Wenn sie sich recht erinnerte, hatte er Percy einen Prinzen genannt. Zwar hatte Vivienne danach nicht mehr weiter darüber nachgedacht, da sie zu verwirrt von dem komischen Verhalten des Lehrers gewesen war, doch als Percy zuvor aufgesprungen war um die beiden Mädchen zu begrüßen, war es ihr wieder eingefallen.
Er schien nicht zu bemerken, dass sie ihn musterte, und so tat sie sich auch keinen Zwang an und betrachtete ihn weiter.
Seine Kleider waren wirklich ungewöhnlich knittrig, und doch verrieten sie eine gewisse klassische, umangestrengte Eleganz. Seine Haltung war zwar entspannt, doch hielt er sich ungemein gerade für einen Teenager. Auch seine ganze Körpersprache wirkte zurückhaltend selbstbewusst.
Vivienne wandte den Blick wieder ab und starrte auf ihre braunen Stiefel. Percy hatte von sich aus nichts mehr zu diesem Thema gesagt, weder woher er kam, noch was er genau war. Sie alle hatten die Aussage des Lehrers einfach im Raum stehen gelassen. Doch nun war wohl kaum der Zeitpunkt, womöglich unangenehme Fragen zustellen. Noch eine Frage die sie sich fürs erste verkneifen musste.
Vivienne seufzte leise. Wo war eigentlich der ganze Spaß geblieben? Ein Raum voller Teenager und alle schwiegen einander an? Sie beschloss, dass sich daran jetzt etwas ändern musste.
"Und was machen wir jetzt?", fragte sie und grinste gespannt in die Runde.