Hof

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Klasse! An meinem ersten Tag gleich zu spät!
Dad hatte sich wieder nicht zusammenreißen können und einen seiner großen Auftritte hinlegen müssen. Er war ja so ein Macho.
Mum hatte ihm gesagt, dass wir jetzt keine Zeit für ihn hätten, weil ich zur Schule musste. "Welche Schule denn?", hatte er nachgehakt. Vorher war sie schließlich immer zuhause unterrichtet worden.
Wie er ausgeflippt war, als ihre Mum ihm erklärt hatte, dass sie dort zusammen mit anderen Wesen, aus anderen Ständen, unterrichtet werden würde. So war er nun mal: Ließ sich nie zuhause blicken und interessierte sich auch sonst nicht für ihr Leben, aber wenn es um den Ruf seiner 'göttlichen' Familie ging, war er ganz groß...
Es hatte lange gedauert, ihn wieder zu beruhigen. Aber so sauer hatten sie ihn auch nicht zurücklassen können. Nicht, dass so etwas passieren würde wie damals, während des Haiti-Urlaubs...
Sie schämte sich für das Verhalten ihres Vaters. Er benahm sich wie ein Teenager und brachte andere mit seinem ungezügelten Zorn oft rücksichtslos in Gefahr. Oftmals hasste sie ihn dafür. Und auch sich selbst, an den Tagen, an dem sie ihn nicht hasste, sondern trotz seiner vielen Untaten liebte, weil er eben ihr Vater war.

Und hier war sie nun.
Endlich eine richtige Schule und nicht nur der langweilige Privatunterricht zuhause bei Mrs. Walsh.
Aber ihr erster Eindruck würde wohl eher negativ ausfallen, wie es den Anschein hatte. Schließlich war sie durch die Zankereien mit ihrem Vater jetzt viel zu spät dran und würde die Aula sicher nicht mehr rechtzeitig erreichen. Vor allem, falls die auch noch mit einem Codewort geschützt war. Sie hatte erstmal 5 Minuten in ihrer Tasche kramen müssen, bevor sie den Zettel mit ihrem eigenen, ganz speziellen Schlüssel, fand. An die komplizierte Buchstabenfolge hatte sie sich nicht mehr erinnern können. Zaghrebin. So ein Quatsch! Warum mussten solche Schlüssel auch immer Worte aus einer verflixten, toten Sprache sein? Nichts, das man sich einfach merken könnte, wie Himbeer-Smoothie oder so...
Aber genug mit der Schimpferei. Sonst würde sie noch Zornfalten über ihrem kleinen Stupsnäschen bekommen. Und sowieso war jetzt nicht die Zeit fürs Schmollen, sondern eher fürs Rennen...


---> Aula ---> Lendavas & Oniones Zimmer

<--- Hoftor
Wenigstens habe ich den Spitzwegerich gefunden. Aber ich brauche doch die Schafsgarbe für meine schmerzstillende Wundcreme...
Gwendolyn starrte etwas hilflos auf ihre schwarzen Stiefel, die sie mit einem blauen Band geschnürrt hatte und schlenderte vor sich her.
Ich brauche eine Alternativpflanze... aber die Bibliothek ist noch geschlossen. Vielleicht kann mir die Rektorin helfen?
"Wer könnte noch über diese Pflanzen Beischeid wissen?", murmelte sie. Ganz bestimmt muss sie oder er hier aufgewachsen sein...
Für einen Moment schoss ihr ihre aufdringliche Zimmergenossin durch den Kopf. Ob sie sie fragen sollte?
Quatsch! Die hasst mich jetzt sowieso und warum sollte sie sich für Pflanzen interessieren? Außerdem weiß ich noch nicht einmal, ob sie von diesem Kontinent stammt.

---> Direktorat

<--- Ufer des Sees

Wie immer legte David eine elegante Landung hin. Er war es aber nicht gewohnt, jemanden auf seinem Rücken zu tragen. So wurde Eliah ziemlich stark durchgeschüttelt.
Sorry, Eliah!
Sein Zimmergenosse sprang von seinem Rücken und kam etwas wackelig auf die Beine. Er war es offensichtlich nicht gewohnt auf Drachen zu reiten.
Auffordernd sah ihn Eliah an.
Ich kann mich nicht zurückverwandeln. Meine Badehose hat sich bei der Verwandlung verabschiedet. Du musst alleine gehen. Ich warte hier, dann können wir zurück fliegen. Da er in seiner Drachengestalt nicht sprechen konnte, übermittelte er Eliah seine Gedanken.
Dieser war zwar zuerst ein wenig verwirrt, sah ihn aber dann verstehend an.

<---Ufer des Sees

"Ok, aber wo soll ich zuerst suchen?", fragte Eliah. "Ich denke, ich versuche es erst mal im Sekretariat..."
Da David nicht wiedersprach, wandte sich Eliah schnell zum Hauptgebäude um und machte sich auf den Weg. Immerhin wusste er wo sich das Sekretariat befand... Naja, zumindest die ungefähre Lage...

--->Sekretariat

<--- Sekretariat

Sofort, als Mila aus dem Tor getreten war, und den Hof erreicht hatte, musste sie nach oben sehen. Vor ihr stand ein riesengroßer, silberner Drache. Ein Werdrache? Die sind wirklich sehr selten... Dieser silberschuppige Riese musste wohl David Coleman sein. "David? Ich weiß, dass das eine intime Bitte ist, da wir zwei uns noch nicht kennen, aber denkst du, du könntest uns beide zum See tragen?"
Mila wusste, dass Drachen nur ungern irgendwelche fremden Menschen mit sich fliegen ließen. Das war normalerweise nur für die engsten Freunde vorgesehen... Andererseits war das hier wohl mehr als ein Notfall.
Sie sah ihm bittend und auch ein wenig drängend in die großen, blauen Augen.

Endlich kam Eliah wieder. Er war in Begleitung einer jungen, ziemlich gut aussehenden Frau.
Sie hatte blonde Haare und ein wirklich nettes Lächeln, auch wenn das nur sehr kurz ausfiel, da sie Situation sehr ernst war.
Das musste wohl die Sekretärin sein.
"David? Ich weiß, dass das eine intime Bitte ist, da wir zwei uns noch nicht kennen, aber denkst du, du könntest uns beide zum See tragen?", fragte sie ihn und war verwirrt. Das war ja schließlich ein Notfall.
David blinzelte. Dann nickte er.
Natürlich nehme ich euch mit! Steigt schnell auf meinen Rücken! Ich weiß nicht, was noch alles in der kurzen Zeit passieren kann.
Die beiden kletterten, Eliah etwas weniger elegant als die Sekretärin, auf seinen Rücken und er hob ab.


---> Ufer des Sees

<-- Privater Flughafen (Kam mit einem Flugzeug ihres Vaters)

Der schwarze Porsche glänzte im Sonnenlicht als er um die Kurve bog. Der Eingang der Schule war nun gut zu sehen.
Der Fahrer verlangsamte das Tempo und parkte rückwärts in einem Parkplatz ein der dem Eingang sehr nahe war.
"Miss, Wir sind da.." Ich nickte, bestaunte weiterhin das Gebäude. Das war die erste Schule die ich jemals besuchen würde.
Meine Hände zitterten leicht und mein Magen verkrampfte sich vor lauter Aufregung.
Die Autotür wurde geöffnet und vorsichtig stieg ich aus dem Wagen. Der Fahrer schloss die Türe und blieb wartend stehen.
Als ich zum Kofferraum des Wagens lief um mein Gepäck zu holen meldete sich hinter mir die vorsichtige
Stimme des Fahrers. "Miss, Ihr Gepäck ist bereits in Ihrem Zimmer. Ihr Vater hat es herbringen lassen damit alles für Sie schon bereit ist."
Wütend drehte ich mich um. "Richte meinem Vater aus das ich wohl imstande bin mein Gepäck selbst zu tragen."
Der Fahrer nickte, man sah ihm an wie unwohl er sich fühlte. Um meinen Worten ein wenig die Schärfe zu nehmen bedankte ich mich
für die Fahrt zur Schule. Leise verließ der Wagen die Parkanlage und ich lächelte meiner neuen Schule nun fröhlich entgegen.
Jetzt war es soweit. Meine erste normale Schule... Wenn ich den Begriff „normal“ überhaupt für diese Schule verwenden kann.
Elegant und mit eiligen Schritten betrat ich das Schulgebäude.

--> Sekretariat

Etwas gelbes Blitze hinter ein paar Eichen auf und gleich darauf bog ein Taxi um die Ecke.
Die Vögel flogen auf das knallgelbe Taxi zu und hüpften auf dem Schild umher. Chenny musste lächeln.
Die Vögel spürten einen Ihrer und waren deshalb so aufgeregt.
Auch in ihr regte sich etwas. Als der Fahrer hielt, öffnete sie die Tür und atmete tief ein.
Die frische Luft tat gut, gegen das was sie in Ihrer Heimat zu duften bekam.
Autoabgase.
Sie hielt dem Fahrer das Geld hin und sagte ,,Danke, das sie mich vom Flughafen abgeholt haben". ,,War nicht der Rede wert" sagte er und schaute gierig auf die Münzen.
Menschen und ihr Geld... dachte Chenny und schüttelte innerlich den Kopf.
Sie ging zum Kofferraum und holte einen schwarzen Lederkoffer, einen Rucksack und einen weißen hartschalen Koffer heraus. Da stand sie nun.
Vor ihr lag das, was sie sich immer gewünscht hatte.
Ein richtiges Zuhause. Und nicht so eine jämmerliche Wohnung in einem der kleinen Viertel Londons.
Schnellen Schrittes ging sie, die Koffer hinter sich herziehend, durch das schmiedeiserne Tor Richtung Sekteriat ---›