Lehrsaal: Geschichte

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Inès betrat das unerwartet helle, weitläufige Klassenzimmer. Die Pulte waren noch alle unbesetzt - natürlich, schließlich hatte die Stunde noch nicht begonnen. Sie schritt durch den Mittelgang zwischen den Tischreihen, um zu ihrem Tisch zu gelangen. Das Mobiliar war noch neu und die Luft war erfüllt von einem leichten Hauch Putzmittel.
Inès legte ihre Handtasche auf dem Tisch ab und ging hinüber zu einem der großen Fenster. Sie öffnete es und atmete erleichtert ein. Die frische Luft tat ihr gut.
Sie setzte sich an das Lehrerpult und zog ihre Unterlagen aus einer Mappe. Der Stoff, den sie behandeln sollte, hatte ihr schon einiges an Kopfzerbrechen beschert: Konnte sie davon ausgehen, das alle Schüler auf dem gleichen Wissensstand waren? Sollte sie ausser den Standardstoffen auch noch anderes behandeln? Etwa Ereignisse, die sich fernab der menschlichen Öffentlichkeit zugetragen hatten, aber für solch besondere Schüler auch von Interesse waren?
Sie würde all diese Fragen selbst beantworten müssen, und die beste Art und Weise das zu tun, würde sein, einfach eine Fragestunde abzuhalten. Die Schüler würden sich vorstellen und kurz Fragen und Anregungen vorbringen.
Inès blickte von ihren Unterlagen auf, als sie erste zögerliche Schritte auf dem Gang vor der Tür hörte. Die erste Stunde war offensichtlich beendet.

<--- Mensa

Kurz nachdem sie ihr Frühstück beendet hatten, waren sie alle zusammen zum Unterricht gegangen. Jetzt hatten sie sich vor Geschichte noch einmal getroffen und warteten darauf, dass endlich jemand reingehen würde.
Schließlich bewegte sich der Junge mit der grauen Haaren, der David hieß und anscheinend ein Drache war und betrat als erster das Klassenzimmer. die anderen folgten ihm und sie war die letzte, da sie sich etwas schüchtern zurückgehalten hatte.
Deshalb fand sie auch keinen Platz mehr neben den anderen. Sie musste sich an einen anderen Tisch setzen.
Unsicher schaute sie sich im Klassenzimmer um. Noch waren die meisten Plätze leer, aber das würde sich bald ändern. Miriel beschloss sich neben einen Jungen am Fenster zu setzen, der eine Kapuze über seinen Kopf gezogen hatte.
Als sie sich zu ihm setzte, sagte sie: "Hallo, ich bin Miriel."

Es war ihr unangenehm, wie der Junge sie musterte, nachdem sie sich vorgestellt hatte. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen sich neben ihn zu setzen, aber jetzt hatte sie keine andere Wahl mehr. Sie konnte schließlich nicht einfach aufstehen und sich einen neuen Platz suchen. Das wäre unhöflich gewesen.
Sie nach einer halben Ewigkeit antwortete der Junge ebenfalls.
"Hallo, ich nicht."
Oh nein. Hab ich irgendetwas getan, was ihn verärgert hat?
Sie war noch so unsicher in dieser neuen Welt, die sie nur aus Erzählungen kannte.
"Ich bin Jack", fügte der Junge nach einer Weile hinzu. Sie war unendlich erleichtert. Doch er sah nicht so aus, als ob er mehr mit ihr sprechen würde. Dafür musterte er intensiv seinen Stift.
Miriel konnte lesen, was darauf stand: von Gestaltwandler, zu Gestaltwandler.
Sie fragte sich, was ein Gestaltwandler war und ehe sie sich versah hatte sie ohne nachzudenken ihre Frage ausgesprochen.
"Was ist ein Gestaltwandler?"

"Keine Ahnung, der Stift ist aus einem Scherzartikelladen", antwortete Jack. Miriel verstand zwar nicht, was an dem Stift lustig sein sollte. Doch sie hatte ohnehin keine Ahnung, was ein Scherzartikelladen war. Irgendwie kam sie sich in dieser neuen Welt einsam und auch ein wenig unvorbereitet vor. Keiner hatte sie jemals mit der Erde und ihren Bewohnern bekannt gemacht. Alles, was sie wusste hatte sie selbst gelesen und die Bücher konnten ihr eben auch nicht alles vermitteln.
Ihre Gedanken wurden von einer Frage des eher schweigsamen Jungen unterbrochen: "Miriel, richtig? Hast du... Geschwister?"
Sie war verwundert, denn sie hatte nicht erwartet, dass er weiterhin mit ihr sprechen würde.
"Nein, habe ich nicht. Das ist bei Engeln auch nicht so üblich", antwortete sie schlicht und hoffte, dass Jack jetzt nicht irgendwie abweisend reagieren würde, da er wusste, dass sie ein himmlisches Wesen war.

Inès wartete, bis sich der Klassenraum gefüllt hatte und die Gespräche der Schüler verstummt waren. Sie atmete noch einmal ruhig durch und erhob sich dann um vor die Klasse zu treten, um sich vorzustellen.
"Guten Morgen! Ich bin Miss Fleurant, eure Geschichtslehrerin in diesem Jahr, wie ihr hoffentlich am Schild vor der Tür erkennen konntet!" Sie lächelte aufmunternd in die Menge. "Da ich nicht weis, auf welchem Stand ihr in Geschichte seid, habe ich mir gedacht, wir starten unsere Zusammenarbeit mit einer kleinen Vorstellungsrunde! Erzählt eine Kleinigkeit über euch und dann könnt ihr noch einige Themen vorschlagen, die euch besonders interessieren und die wir dann genauer erarbeiten könnten."
Am ersten Schultag zeigte sich erfahrungsgemäß, wer die Störenfriede und wer die Streber in der Klasse waren. Die Vorstellungsrunde würde einen guten ersten Eindruck über die Charaktere der Schüler geben und so wartete Inès gespannt, wer sich trauen würde, als erster etwas zu sagen.

Da sich irgendwie keiner angesprochen fühlte, meldete sich Aiden und Miss Fleurant rief ihn auch gleich auf.
"Ich bin Aiden Sullivan und komme aus Amerika. Bisher habe ich nur eine normale Schule besucht und auch den Stoff gelernt, der für Menschen üblich ist."
Nachdem er angefangen hatte, meldeten sich noch andere Schüler.
Da war zum Beispiel ein Junge, der sich als David Coleman vorstellte und als Heimatland Deutschland angab. Er meinte, dass er zwar schon einmal eine Schule besucht habe, aber das sei Jahrzehnte her. Aiden fragte sich, wie alt der Junge mit den silbergrauen Haaren wohl sein musste.
Die anderen gaben fast alle genau so an wie er, dass sie zuvor eine normale Schule besucht hatten oder eben gar keinen, wie ein Mädchen mit langen blonden Haaren, die in der letzten Reihen neben einem ziemlich düster dreinschauenden Jungen saß.

Vivienne war mit allen anderen in den Unterricht gegangen. In "Einsatz spezieller Fähigkeiten" war sie sich einigermaßen fehl am Platz vorgekommen. Alle hatten diese unglaublichen Kräfte und sie war eine der wenigen, wenn nicht die einzige gewesen, die praktisch nichts über sich selbst und ihre Fähigkeiten wusste. Was sollte sie machen? Es war nun einmal so, dass ihre Visionen in unkontrollierten, unregelmäßigen Abständen eintrafen. In letzter Zeit hatte sie zwar mehr gesehen als früher, doch das konnte auch daran liegen, dass sie nicht mehr versuchte, sie mit allen Mitteln zu unterdrücken.
Nun befand sie sich zumindest auf bekanntem Terrain, denn sie hatten nun Geschichte.
Sie hatte zusammen mit Eliah und den anderen einige Plätze in einer der vorderen Reihen bezogen und hörte nun zu, wie sich die anderen vorstellten.
Die Lehrerin selbst hatte nicht viel von sich preisgegeben, doch sie wirkte nett. Sie war blond und für ihr Alter noch hübsch, und hatte sich als Miss Fleurant vorgestellt.
Nun war es an ihr, sich vorzustellen. "Hi, mein Name ist Vivienne Hepburn! Ich bin 17 und habe bis jetzt immer eine normale Schule besucht."

Inès wartete, bis sich jeder Schüler vorgestellt hatte. Insgesamt war es die gewöhnliche, bunte Mischung an Charakteren, die man an jeder Schule vorfinden würde. Keiner hatte genauere Angaben zu seinem Wissensstand gemacht, doch es reichte wohl, zu wissen, dass manche noch niemals eine Schule besucht hatten. So würde sie wohl gefühlt bei Adam und Eva anfangen müssen.
"Also gut! Da wir alle auf verschiendenen Wissensständen sind, werden wir alle von vorne anfangen, und ich schätze mal, dass das keinem von euch schaden wird!" Sie lächelte, um zu zeigen, dass ihre Worte scherzhaft gemeint waren. "Wenn jemand noch besondere Themen vorschlagen möchte, wäre das jetzt der Zeitpunkt!"

"Wenn jemand noch besondere Themen vorschlagen möchte, wäre das jetzt der Zeitpunkt!"
Miriel beobachtete, wie der Junge mit den blonden Haaren, der sich schon vorher als erstes gemeldet hatte, sich auch jetzt wieder vor allen anderen meldete.
"In meiner Schule haben wir als letztes mit dem Mittelalter angefangen, haben aber nicht mehr weitergemacht."
Die meisten ihrer anderen Mitschüler stimmten zu, denn sie waren alle ungefähr gleich alt. Nur sie und diejenigen Schüler, die nie eine Schule besucht hatten, meldeten sich nicht.
Ihnen war es eigentlich egal wo sie begannen, denn sie hatten keinerlei Vorkenntnisse.

<-- Mensa

ESF war zwar interessant, aber für sie noch nicht besonders hilfreich gewesen. Schließlich stand sie noch vor ihrer ersten Verwandlung und konnte die vollen Ausmaße ihrer Fähigkeiten meist nur erahnen. Sie verstand zwar, was die Mentoren ihr erzählten, konnte es aber noch nicht auf sich selbst anwenden.
Doch jetzt hatte sie Geschichte. Ein Fach, das sie schon immer sehr gerne gemocht hatte und wofür sie ihre Fähigkeiten nicht benötigen würde.
Die Lehrerin schien nett zu sein, gerade war sie dabei zu erfragen, mit welchem Stoff sie beginnen sollten.
Einige hatten dem Vorschlag 'Mittelalter' bereits zugestimmt. Auch Catherine fand es ein interessantes Thema, um zu beginnen und wippte wohlwollend mit ihrem Kopf, sodass ihre Locken lustig auf und ab schwangen.

"In Ordnung, dann fangen wir also mit dem Mittelalter an, wenn niemand etwas dagegen hat.", sagte Inès, "Ich habe noch keine passenden Bücher und bin auch noch nicht konkret vorbereitet, also schlage ich vor, wir beginnen mit einem kleinen Überblick. Diejenigen von euch, die schon mit dem Stoff an ihrer alten Schule angefangen haben, könnten ja mal ihr Wissen dazu für die anderen zusammenfassen."

Geschichte war ihm eindeutig lieber als ESF. Die Lehrerin war echt nett, wenn auch ein bisschen verplant, denn sie hatte sich nicht wirklich auf den Unterricht vorbereitet. Nachdem sie gemeinsam beschlossen hatten heute eine Stunde über das Mittelalter zu halten, bis sie die Bücher und die ganzen anderen Unterrichtsmaterialien hatte, konnten sie endlich beginnen.
Ein Junge mit blonden Haaren war Zachary schon von Anfang an aufgefallen. Er hatte sich bei jeder Frage als erstes gemeldet und hob auch jetzt sofort wieder seinen Finger.
"Das Mittelalter ist bekannt dafür, dass schlechte hygienische Zustände vorherrschten und Frauen verbrannt wurden, weil man sie für Hexen hielt. Zudem wurden viele Menschen im Mittelalter grausam gefoltert."
Nach diesem Wortschwall hörte der Junge, der sich als Aiden vorgestellt hatte plötzlich auf zu sprechen.

ESF war ihm wirklich zu langweilig gewesen, denn er war einfach unterfordert, weil alle Schüler, egal wie weit fortgeschritten ihre Fähigkeiten waren, zusammen Unterricht hatten. Er war froh, dass sie jetzt Geschichte hatten. In diesem Fach kannte er sich aus, schließlich hatte er viele Epochen selbst miterlebt.
Nachdem sich alle vorgestellt hatten und festgestellt wurde, wie weit seine Mitschüler im Unterricht gekommen waren, fing die Lehrerin endlich mit dem Unterricht an.
"In Ordnung, dann fangen wir also mit dem Mittelalter an, wenn niemand etwas dagegen hat."
Nein, nicht das Mittelalter.
"Das Mittelalter ist bekannt dafür, dass schlechte hygienische Zustände
vorherrschten und Frauen verbrannt wurden, weil man sie für Hexen hielt.
Zudem wurden viele Menschen im Mittelalter grausam gefoltert."
David, der einen Stift in der Hand hielt, weil er sich Notizen machen wollte, umklammerte den Stift mit seiner Hand so fest, dass seine Knöchel weiß wurden.
Folter. Tod.
Das ganze Blut wich aus seinem Gesicht.
Langsam stellten sich die Haare in seinem Nacken auf und schnell folgte ihnen auch der Rest. Er fing an leicht zu zittern.
Nein, nicht das Mittelalter.
Sein Blick trübte sich, aber er kämpfte sich mit aller Macht wieder in die Wirklichkeit, in die Gegenwart zurück.
Sein Stift zerbrach unter dem Druck, den seine Hand ausübte.

Eliah war bisher still gewesen. Er hatte sich beim Frühstück schon genug blamiert, so hatte er sich entschieden, sich erstmal etwas ruhiger zu verhalten. Schweigen war ja bekanntlich Gold, oder?
ESF hatte er still über sich ergehen lassen, der Unterricht war einigermaßen langweilig gewesen. Für jemanden, der seine Kräfte schon als kleiner Junge zu genüge ausprobiert hatte, strahlte ein derartiger Unterricht nicht unbedingt die Faszination aus, die er auf andere womöglich hatte.
In Geschichte hatte er das Glück gehabt, einen Platz zwischen Vivienne und David zu bekommen und er hatte interessiert den Vorstellungen der anderen zugehört. Miss Fleurant, ihre Geschichtslehrerin hatte es sich wohl mit ihrer ersten Stunde leicht gemacht, denn sie war von den Vorstellungen einfach zu einer kurzen Zusammenfassung über das Mittelalter übergegangen.
Eliah schmunzelte noch, als er bemerkte, wie sich David neben ihm verkrampfte. Seine Hand, die auf dem Tisch lag, hielt einen Stift so fest umklammert, dass die Knöchel vor Anstrengung weiß wurden.
"Hey, alles in Ordnung?", flüsterte Eliah. David schien ihn nicht zu hören, was wohl daran lag, dass sein Stift gerade mit einem lauten Knacken in zwei Teile zerbrach.
"Woa, was ist los?", fragte Eliah, nun einigermaßen bestürzt, und fasste seinen Kumpel an der Schulter.

David konnte nicht hören, dass ihn Eliah offenbar angesprochen hatte. Erst als er eine Hand an seiner Schulter spürte, bemerkte er, dass sich Eliah irgendwie Sorgen um ihn machte.
Aus einem Reflex heraus schlug er die Hand weg. Immer wenn ihm das passierte, konnte er es nicht ertragen, dass jemand ihn ansprach. Egal wie gut er diese Person kannte und mochte.
"Lass mich einfach. Okay?"
Er presste seine Hände gegen seine Augen, weil er hoffte, dass der Schmerz die Bilder, die in seinem Kopf herumschwirrten vertreiben würden. Aber es half nichts.
Als er die Hände wieder von seinen Augen nahm, sah er, dass ein wenig Blut auf seinem Tisch geschmiert war. Der zerbrochene Stift hatte sich in seine Handfläche gebohrt und die Haut verletzt.
Wie durch einen Vorhang sah er das Klassenzimmer um ihn verschwimmen. Sie kamen. Die Erinnerungen.
Er meinte fauligen Geruch in seiner Nase zu riechen und das Geraschel von Stroh zu hören. Wieder bekam er eine Gänsehaut.
Er presste noch einmal die Augen fest zusammen und die Umrisse wurden wieder klarer.
Langsam hob er die Hand. Er hoffte, dass ihn die Lehrerin schnell aufrufen würde.

Inès beobachtete besorgt die Szene, die sich in der zweiten Reihe abspielte. Einer der Jungen, er hieß David, schien gerade so etwas wie eine Panikattacke zu haben. Sobald sie angefangen hatten, vom Mittelalter zu sprechen, war er sehr blass geworden. Sein Freund neben ihm hatte versucht ihn anzusprechen, doch der Junge hatte seine Hand abgewehrt.
Die Stimmen der anderen Schüler verstummten nach und nach. Sie trat langsam einige Schritte näher.
David schien es immer schlechter zu gehen, er hielt sich nun die Hände vor sein nun schweißnasses Gesicht. Als er die Hände dann wieder zitternd herunternahm, war sein Gesicht blutverschmiert. Er hob seine Hand.
"Ja?"

Miss Fleurant hatte ihn zum Glück - oder auch zum Unglück, denn jetzt waren wohl alle Mitschüler auf ihn aufmerksam geworden - schnell bemerkt und ihn aufgerufen.
"Ja?"
"Miss Fleurant", seine Stimme zitterte leicht, "könnte ich bitte das Klassenzimmer verlassen. Ich habe einen Migräneanfall."
Es war eine mehr als fadenscheinige Ausrede, aber schließlich wusste die Lehrerin ja nicht, dass er noch nie Migräne gehabt hatte.
Er hoffte nur, dass er den Unterricht so schnell wie möglich verlassen konnte, um wieder ein wenig klarer im Kopf zu werden.
Wenigstens ließen ihn im Moment die Bilder der Vergangenheit in Ruhe.

"Ja, natürlich. Du solltest vielleicht auch bei der Krankenschwester vorbeischauen."
Sie bemerkte, wie sich ihre Augenbrauen bereits sorgenvoll zusammenzogen. Normalerweise hätte sie einen anderen Schüler als Begleitung für ihn eingeteilt, doch es war vermutlich nicht klug jemanden mitzuschicken, wenn der betreffende Schüler sich nicht in der Gewalt hatte. Sie wollte nicht riskieren, dass sich jemand bei einem Schwächeanfall verletzte.
Inès überlegte, was sie noch tun könnte. Die Stunde würde gleich vorbei sein, also beschloss sie, später nach dem Jungen zu sehen. Sie hoffte bloß, dass sie ihn dann auch finden würde.

Vivienne schaute zu Eliah hinüber. David hatte ihn gerade ziemlich scharf abgewehrt, doch er wirkte nicht im mindesten beleidigt. Im Gegenteil, er wirkte besorgt.
Der Unterricht war zwar nach Davids dramatischen Abgang weitergegangen, doch er schien sich nicht mehr konzentrieren zu können. Er nestelte an seiner Tasche herum und zog einige lose Fäden aus dem vorderen Teil.
Sie stupste ihn an. "Hey, mach dir keine Gedanken.", flüsterte sie ihm zu.
Er sah sie zweifelnd an. Vivienne spürte ein warmes Gefühl in der Magengegend aufwallen. Er macht sich wirklich Gedanken.
"Ich weis nicht, er war so komisch! Ich werd ihn später suchen.", antwortete er und schaute wieder auf seine Hände.
"Soll ich dich begleiten?", fragte sie.
"Lieber nicht. Ich glaub das sollte ich lieber allein machen.", erwiderte er.
Vivienne wusste nicht so recht, wie sie darauf reagieren sollte. Eliah war normalerweise immer Feuer und Flamme, wenn sie anbot mit ihm irgendwohin zu gehen. Sie war nicht arrogant und bildete sich auch nichts darauf ein, aber es war nunmal so, dass er ihr in letzter Zeit beinahe überall hin gefolgt war. Was dachte er wohl, dass mit David los war?
Der Gong riss sie aus ihren Überlegungen und um sie herum fingen alle an ihre Sachen aufzusammeln. Stühle wurden scharrend nach hinten geschoben und bald drängten alle aus der Tür.
Auch Vivienne hob ihre Tasche vom Boden auf und stand auf, doch als sie neben sich sah, war der Platz bereits leer. Eliah musste sobald der Gong ertönt war hinausgeflitzt sein.
"Gehen wir?", fragte eine Stimme hinter ihr.
Sie sah über die Schulter. Es war Percy, der hinter ihr mit seiner Tasche über der Schulter wartete. Er sah sie fragend an. Alle anderen hatten das Klassenzimmer schon verlassen.
"Ok."

--->Eliah sucht David und sieht zuerst in ihrem Zimmer nach; Vivienne und Percy gehen zur nächsten Unterrichtsstunde