Direktorat

Jetzt war es also soweit.
Der große Tag war gekommen und Renjas lang ersehnter Traum in Erfüllung gegangen: Die Eröffnung der Memoria Academy - Schule für übernatürliche Wesen aller Art.
So hieß es in den Broschüren, die an die Eltern versandt worden waren. Doch bedeutete es ungleich mehr: Die lang erhoffte Vereinigung der verschiedenen Fantastischen Völker; ein erster Schritt in die richtige Richtung. Richtung Frieden, Freiheit, Leben und Überleben.
Zu lange schon lagen die unterschiedlichen Rassen im Zwist. Die Gründe dafür längst schon vergessen. Obwohl immer noch etliche Fehden zwischen den verschiedenen Spezies herrschten, hatte es dennoch einen großen Andrang bei den Anmeldungen für neue Studenten gegeben.
Der ausgezeichnete Ruf der Lehrkräfte hatte seine Runde gemacht und war selbst bei den größten Skeptikern durchgedrungen.
Dennoch hatte sie nicht gedacht, dass die Schule auf so viel Zustimmung stoßen würde und war sehr überrascht gewesen, als eine Anmeldung nach der anderen in ihrem Büro eintrudelte. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie zusammen mit Mila und Yuri die Erste mit einem Glas Sekt gefeiert hatte. Sie waren alle so erleichtert gewesen.

Jetzt musste sie sich aber wirklich auf ihre Rede vorbereiten, und aufhören zu grübeln...
Sie wollte die Studenten herzlich an der Schule willkommen heißen und auch gleich etwas einweisen. Schließlich war das alles neu; noch nie hatte es eine Art "Gesamtschule" für verschiedene Fantastische Wesen gegeben.
Nicht einmal daran zu denken, dass Licht- & Schattenwandler auf einem anderen Ort, als einem Schlachtfeld aufeinander treffen sollten.
Renja hoffte inständig, dass alles gut gehen würde und die erhoffte Vereinigung der Spezies eintreten würde.
Doch sie hatte schon gewonnen, wenn sich nur eine Freundschaft aus diesem Projekt entwickeln würde.
Mit erneuter Zuversicht setzte sie sich an ihren Schreibtisch und stellte ihre Eröffnungsansprache fertig.

---> Aula

<--- Krankensaal


Puuh. Was für ein Tag.
Sie war froh, wieder hier zu sein. Ihr Büro gab ihr ein heimeliges Gefühl, ein Gefühl von Sicherheit. Mittlerweile war es halb 11 geworden.. bereits eine halbe Stunde später, als die Memorianten eigentlich ihre Zimmer aufsuchen sollten. Naja.. sie könnten es ja auch als eine Art Eingewöhnung sehen.. dass man am ersten Tag noch ein bisschen mehr Zeit zum Erkunden hat. Trotzdem. Jetzt ist es Zeit.
Sie machte eine Durchsage, dass sich spätestens jetzt alle Schüler in ihre Räume begeben sollten und es morgen um 7 ein Frühstück in der Mensa geben würde. Vorher sollten sich die Schüler soweit in ihren Waschräumen fertig machen, denn nach einer weiteren kurzen Ansprache zur Einteilung in ihre Kurse, würde ihr erster richtiger Schultag auch schon beginnen.
Sie rieb sich die Stirn.. Sie hatte beinahe keine Kraft mehr.. Sie würde später wieder nach dem Hexenmädchen sehen.
Hoffentlich wird morgen ein ruhiger Tag.

<--- Krankensaal

Sie war total aus der Puste, als sie beim Direktorat ankam. Aber Renja öffnete ihr sofort. Noch bevor sie etwas sagen konnte, zog Renja eine Augenbraue hoch: "Das Mädchen?"
"Das Mädchen.", erwiderte sie, "Sie ist verschwunden. Das Fenster stand offen."
"Du meinst wohl, sie ist getürmt." Renja musste schmunzeln. Die Hexe war eine echte Kämpferin. Sie hatte ihre Verletzungen und den Schlaf bereits überwunden.
"Mach dir keine Sorgen, Isadora. Ich denke, wir haben hier weder ein magisches noch ein medizinisches Problem. Das Mädchen kommt zurecht. Sie brauchte garantiert nur etwas Zeit für sich. Geben wir sie ihr. Wir sollten zwar weiterhin die Augen nach ihr offen halten, doch sie muss von alleine zurückkommen. Derweil sollte ihr nichts zustoßen. Offenbar geht es ihr soweit wieder gut und um einen missratenen Zauber müssen wir uns auch nicht Sorgen machen, denn dafür hat sie noch nicht genug Kraft."
Isadora sah sie erst entsetzt, dann aber verstehend an. Renja hatte recht. Sie war eine begabte Empathin und sehr vernünftig. Sie wusste, das einzig Richtige, was jetzt zu tun war, war das Mädchen für sich zu lassen. Würden sie sie ein weiteres Mal zu sich zwingen, würde sie wieder davonlaufen. Sie brauchte wohl ihre Zeit.
"Ich werde trotzdem gleich wieder in den Krankenflügel zurückkehren.. Falls sie etwas braucht und zurück kommt. Bis morgen, Renja."
"Bis morgen."

---> Krankensaal

Sie stellte noch ein paar Manuskripte für den nächsten Tag fertig und beschloss dann, nach Hause zu gehen. Sie war todmüde. Sie griff sich den Schlüssel für ihren Wagen, an dem sich auch die Schlüssel zu ihrer Apartment-Wohnung befanden. Gott sei Dank befand es sich ganz in der Nähe der Schule, sie würde also bald in ihr Bett kommen.


(Renja geht nach hause, macht sich bettfertig und legt sich anschließend schlafen. Am nächsten Tag fährt sie natürlich wieder in die Schule und ist zum Frühstück in der Mensa anzutreffen.)


---> Renjas Apartment ---> Mensa

TAG 1 BEENDET.